Dienstag, 31. Juli 2012

Rollenspiel Storys

So lange angekündigt hier ist die erste Char Backgroundstory, vielen Dank nochmal fürs Einsenden.
 Viel Spaß beim lesen:

  

Lan „Damon“ Skadi

Uhh, Augen aufmachen war keine gute Idee. Alles ist verschwommen und gut ist das viele Licht für die Kopfschmerzen auch nicht. Ein Stöhnen entfährt mir.
„Ach guck' mal wer sich da wieder zu uns gesellt. Roxy, lauf zum Meister, er wollte informiert werden wenn Damon sich wieder rührt.“
Die Stimme war viel zu laut. Alles war zu viel, zu viel Licht, zu viel Lärm, sogar die Decke auf mir schien mir in der Wahrnehmung zu intensiv. Aber etwas machte mich doch stutzig. Damon, sollte ich das sein? Dabei fiel mir etwas wichtiges auf, wer zum Henker war ich??? Wie kann man vergessen wer man selbst ist?
Vorsichtig blinzele ich zu der Stimme. Ein Mann mit weißem Haar und säuberlich gestutztem weißen Bart begann mich fachmännisch zu untersuchen. He, Moment mal, wieso weiß ich nicht wer ich bin aber weiß genau woran ich fest machen kann das er sein Handwerk versteht?
„Wer ....? Was ....?“ Er guckt kaum auf. „Na, noch etwas verwirrt wie, ist ja auch kein Wunder, das war eine ganz schön heftige magische Entladung. Ich bin Surius, Heiler im Namen der Balance. Offensichtlich war Euer 'üblicher' Heiler mit der Situation etwas überfordert. Du kannst glücklich sein das Dein Meister so schnell reagiert hat, sonst hätte auch die Balance nichts mehr für Dich tun können.
Jedenfalls sind wir uns schon mal begegnet aber das ist schon eine Weile her, damals in High Port ....“
Offensichtlich hörte Surius sich lieber reden als ich ihm im Moment zuhören mochte. In meinem Kopf schwirrte es und die Kopfschmerzen wurden auch nicht besser.
„Nein“ unterbrach ich ihn, „ich meine wer bin ich?“
Jetzt sah Surius mich voll an. Er hatte viele Lachfältchen um die Augen und sah eigentlich sehr sympathisch aus, fand ich.
„Du weißt nicht wer Du bist? Das ist nicht gut, das ist unerwartet. Ich habe ja schon einige geheilt, auch mit diesem Zauber aber diese Nebenwirkung hatte ich noch nie. Natürlich ist mir jeder Zauber von der Balance gegeben und die Balance entscheidet natürlich im Detail was passiert, jedenfalls hat man mich das so gelehrt. Ich bin in dem Moment nur das Gefäß....“
Glücklicherweise ging in dem Moment die Tür auf, ein Mann mittleren Alters mit dunkelblondem Haar und stechenden grauen Augen trat ein. Ich kannte auch ihn nicht, ebenso wenig wie das junge Mädchen, das ihm auf dem Fuß folgte.
„Nun Damon, wie geht es Dir?“ Ok, ich bin also Damon. Und das war dann mein Meister? Meister von was?
„Kopfschmerzen“, antworte ich daher schlicht. Der Mann machte mich mit seinem Blick nervös. Aber ich hätte auch einfach nichts sagen können, denn gleichzeitig setzte Surius wieder mit einem Redeschwall an. „Er scheint Probleme zu haben sich zu Erinnern, Meister. Mir ist sowas noch nie vorgekommen aber wie ich eben ihm schon versucht habe zu erklären, schlußendlich ist es die Balance die die Magie wirkt und ich bin nur das Gefäß. Mal abgesehen davon war es eine heftige magische Entladung, wer weiß was die alles zerstört hat bevor ich einschreiten konnte und man darf nicht vergessen .....“
„Schon gut Surius,“ wie es aussah ging Surius nicht nur mir auf die Nerven, „die Gilde weiß Deine Arbeit sehr zu schätzen, Deine Bezahlung wartet unten. Da Damon jetzt wieder wach ist benötigen wir Deine Unterstützung nicht mehr. Ich werde mich Deiner schneller Hilfe immer freundlich erinnern.“ Surius schien bei diesem Satz aufzuatmen, so als hätte er die ganze Zeit die Luft angehalten und sich nicht getraut frei durchzuatmen. „Roxy, begleite Surius bitte hinaus. Sein Geld liegt in dem blauen Säckchen auf dem Tisch am Eingang.“ „Ja, Meister.“ Damit öffnete das junge Mädchen unvermittelt die Tür. Surius, zu meiner Überraschung, nickte nur dem Meister und mir zu und verließ uns ohne ein weiteres Wort.
Die Tür schloß sich hinter ihm und der Meister musterte mich noch durchdringender als vorher. „Du weißt also nicht mehr wer Du bist? Weißt Du noch wer ich bin?“ Auch da kann ich nur mit dem Kopf schütteln.
„Erinnerst Du Dich was passiert ist, wie Du Dich verletzt hast?“ Das Kopfschütteln hatte für leichten Schwindel gesorgt, also kehrte ich wieder zur Sprache zurück. „Nein, ich erinnere mich an überhaupt keine Personen. Auch nicht an meine Eltern oder ob ich Geschwister hatte. Ob ich verheiratet bin oder Kinder habe. Nicht mal wie alt ich bin. Aber ich denke das ich aus dem Stand ein Brot backen könnte oder weiß wie man einen Schweinebraten würzt.?“
Auf seinem Gesicht erschien was wohl seine Version eines Lächelns war. „Du hattest schon immer eine Schwäche für kulinarische Genüße. Weißt Du auch noch wie man Bella Donna macht?“
Meine Augen wurden größer, ich wußte nicht nur wie man es machte, ich wußte auch welche Gewürze den Geschmack in besagtem Schweinebraten den Geschmack verdecken würden. Außerdem wußte ich, das Bella Donna eher in einem Gewürzwein reichen würde, flüssig war mit Bella Donna besser. Und ich wußte was es dem Opfer antat und wie hoch die Dosis für einen langsamen und für einen schnellen Tod sein mußte. Wieso weiß ich sowas????
So war meine ganze Antwort ein schwaches „Ja.“
Der Meister runzelte die Stirn, nickte kurz und verschwand. Einfach so, ohne ein Wort. In meinem Kopf ging alles kreuz und quer. Je mehr ich darüber nachdachte desto klarer wurde mir das ich eine ganze Menge über Gifte wußte. Ich konnte jemanden so vergiften das der betreffende die erste Wirkung erst Stunden später bemerken würde, was wesentlich geschickter war als wenn er nach sofortigem Genuß einfach umkippte.
Es gab Rezepte wo ich ernsthaft darüber nachdenken mußte wodurch ich das entsprechende Gift ersetzten könnte, damit es trotzdem geschmacklich genauso gut wie die vergiftete Version war.
Aber die Rezepte und Gifte waren das eine. Ich kannte mich auch mit Waffen aus, wußte wie man einen Pfeil so vergiftete das das Gift auch noch nach Tagen oder sogar Wochen (je nachdem welches Gift) aktiv war.
Bis eben hatte ich mich noch gefragt wer ich bin, jetzt begann ich mich zu fragen was ich bin.
In dem Moment ging die Tür wieder auf. Ein Mann in schwarzer Robe, kahlköpfig und mit ebenso schmalem Bart wie schmalen Lippen kam herein. In der Hand hielt er einen Becher.
„Hier, trink das, das hilft gegen die Kopfschmerzen.“ Er sah sehr säuerlich aus. Ich roch daran, der starke Geruch der Kräuter stieg mir in die Nase aber auch eine leichte Nebennote. „Ich soll wieder schlafen?“ Immerhin tatsächlich ein Mittel gegen Schmerzen und zur Entspannung. „Ja, Du scheinst ja noch sehr mitgenommen zu sein. Wenn Du wieder wach bist, sehen wir woran Du Dich dann erinnerst.“ Irgendwie war mir diese ganze Sache unangenehm. Hier, bei all den Fremden, die mir nicht so ganz geheuer waren, schien mir Wehrlosigkeit keine gute Idee. Aber auf der anderen Seite, so wie ich mich im Moment fühlte würde ich keinen Kampf mit einer Stubenfliege durchhalten, also wem wollte ich etwas vormachen, ich war bereits wehrlos.
Also war ich ein guter Patient (was auch immer das bedeutet) und schluckte den Trank schnell herunter.
Die nächsten Tage waren eine diffuse Mischung aus Schlaf, Kopfschmerzen, Untersuchungen von dem schwarz gewandten säuerlich guckendem Mann und weiteren Fragestunden mit dem Meister, manchmal auch mit anderen Menschen, die sich mir ebenfalls nicht vorstellten.
Schließlich war ich soweit wieder hergestellt das ich den Boden benutzte um mich auch körperlich wieder in Form zu bringen.

Nach geschätzen 2 Wochen wurde ich tatsächlich aus meinem Krankenzimmer herausgelassen. Durch ein wahres Labyrinth von von Gängen schließlich zu einem Arbeitszimmer geführt. Der Raum war mittelgroß mit zwei Fenstern an zwei verschiedenen Wänden, es mußte also zwei Außenwände haben. Es waren wenige Möbelstücke und auch nur ein großer Teppich im Raum aber alles hatte eine exquisite Qualität.
Auf dem Stuhl hinter dem Schreibtisch saß der Meister und musterte mich durch seine undurchdringlichen grauen Augen.
„Nun Damon, wie es aussieht bist Du wieder vollständig genesen.“ „Körperlich ja, aber nach wie vor habe ich keine persönliche Erinnerung. Nur Fachwissen, wenn man das so nennen will.“ „Richtig, ich muß sagen das ich hoffte das würde wieder vergehen, dachte zwischendurch sogar das Du das wohl möglich simulierst.“ Auf meinen auffahrenden Widerspruch hob er nur kurz die Hand. „Ich glaube Dir, außerdem hättest Du keinen Grund gehabt das vorzutäuschen. Du warst ein geschätztes Mitglied unserer Gesellschaft.“ „Was für einer Gesellschaft?“ „Siehst Du hier kommen wir zu dem Problem, das Du und ich hier besprechen müssen. Diese Gesellschaft ist nicht gerade dafür bekannt das sie sich jedem vorstellt.“ Ich nickte dem Meister zu, das überraschte mich nicht. Hier schien sich niemand irgendwem vorzustellen. „Das Problem, das Du und ich jetzt haben, Damon, ist das Du Dich verändert hast. Deine persönlichen Erinnerungen hatten Auswirkungen auf Deinen Charakter und Deine Sicht auf die Dinge die uns jetzt ... fehlen.“ „Bin ich denn so anders als ich es vorher war?“ „Schon allein das Du die Frage stellst beweist das wieder. Das bedeutet auch leider das Dir die Gesellschaft keine weitere Obhut mehr gewähren kann. Ich war so frei Deine Sachen packen zu lassen, Du wirst uns heute verlassen.“ Wie vor den Kopf geschlagen starrte ich ihn an. Zugegeben, so richtig wohl hatte ich mich hier nicht gefühlt aber im Moment war das der einzige Ort auf der Welt den ich kannte.
Aber dann dachte ich mir das es vielleicht eine gute Idee war. Möglicherweise könnte ich mich auf die Suche machen und mehr über mich selbst herausfinden.
„Wißt Ihr woher ich komme? Ob ich noch Verwandte habe und wo die sich befinden? Vielleicht können die mir Dinge von mir erzählen, die mir helfen mich zu erinnern.“ „Ich weiß nicht sehr viel von Dir, aber was ich weiß gebe ich Dir gerne mit. Du warst einer der Söhne einer sehr kinderreichen Bauernfamilie. Die Landwirtschaft Deiner Familie ist klein und konnte die ganze Familie nicht ernähren, daher hast Du sie früh verlassen und Dich in Riverside durchgeschlagen. Soweit ich weiß war Dein Name Lan, bevor Du Teil der Gesellschaft wurdest. Allerdings kann ich Dir keine Details geben, da ich nicht Dein Ausbildungsmeister bin. Du bist in Riverside der Gesellschaft beigetreten und dort ausgebildet worden aber Dein Ausbildungsmeister ist bereits vor einem Jahr umgekommen, also wirst Du in Riverside selbst auch niemanden finden der Dir mehr sagen kann.“ Eine innere Stimme sagte mir das das nicht stimmen mußte aber ganz offensichtlich wollte der Meister verhindern das ich jemals wieder Kontakt zur 'Gesellschaft' aufnahm.
Nun legte er einen schweren Rucksack auf den Tisch. „Das sind Deine Sachen. Du wirst Kleidung, Geld und einige leichte Waffen finden. Außerdem habe ich mir erlaubt von der Küche Nahrungsmittel und zwei Wasserschläuche dazulegen zu lassen.“ Er machte eine kurze Pause. Irgendwie hatte ich das Gefühl das er immer noch etwas überlegte. Es schien fast als würde er innerlich den Kopf schütteln. „Das Dein Gedächtnis wieder zurück kehrt halten die Heiler für unwahrscheinlich. Surius glaubt das es Wille der Balance ist und unser Heiler hat alles versucht. Solltest Du Dich wieder erwarten doch erinnern, wirst Du wissen wie Du Kontakt zu uns aufnehmen kannst.“ Er sah mich noch einen Moment schweigend an, während ich die Information verarbeitete. Dann murmelte er ein Wort, das meinen Geist wieder verließ bevor ich es verstehen konnte und mich überkam Schwärze.
Als ich aufwachte lag ich in einem mit Stroh gefülltem Bett, um mich herum ein einfacher Raum. Klein und eng, außer dem Bett war da nur noch ein Tischchen mit einer Wasserschüssel und an der Wand daneben lag der Rucksack, den mir der Meister eben noch gezeigt hatte. Eben noch? Als ich zu ihm gerufen worden war, war gerade die Nacht hereingebrochen und jetzt stand die Sonne im Zenit. Und da ich vorher keine Ahnung gehabt hatte was für ein Tag war, woher sollte ich wissen wie viele Tage vergangen waren?
Irritiert stellte ich fest das sowohl das Fenster verschlossen war, wie auch der Riegel vor der Tür lag. Aber während ich darüber irritert war, fielen mir selbst Wege ein, wie man das zustande bringen könnte. Man sollte die Fähigkeiten von Angelschnur nicht unterschätzen, oder von Magie.
Nachdem ich den Rucksack durchsucht hatte war ich etwas erleichtert. Zwar enthielt er außer einem Kochbuch, das ich offensichtlich selbst geschrieben hatte, keine persönlichen Gegenstände aber da war ein hübsches Sümmchen in der Geldkatze, damit konnte ich mir, wenn ich wollte sogar ein Pferd leisten um schneller voran zu kommen. Und da waren einige Messer gewesen. Ohne auch nur darüber nachzudenken war eines in meinem Stiefel, und zwei in meinen Ärmeln verschwunden. Sie waren gut ausgewogen und von außergewöhnlicher Qualität. Aber völlig schmucklos, kein Hinweis auf ihren Besitzer.
Dabei lag auch noch ein Schwert. Dieses wiederum war aber einfach gearbeitet. Es hatte Verzierungen aber stilistischer Natur und nichts was auf einen Schmied oder einen Ort schließen ließ. Es war ein einfaches Schwert, weder besonders gearbeitet noch sonst wie besonders. Ich war mir nicht mal sicher wann es das letzte Mal geschärft und geölt worden war. Und es kam mir, im Verhältnis zu den Messern, grob und klobig vor. Die Messer lagen mir grundsätzlich mehr aber ich wußte wie ich mit dem Schwert umzugehen hatte, dessen war ich mir sicher.
Nach einem Blick aus dem offenem Fenster half mir die frische Luft half mir mich mehr in der Wirklichkeit zu fühlen als in dem Traum, der mein Leben irgendwie immer noch zu sein schien.
Und ich fand eine Karte. Zwar auch keine Kritzeleien, die Orte oder ähnliches besonders hervorhoben aber ich sah die Stadt Riverside in der Mitte und die Orte drum herum waren recht detailliert eingetragen. Ich fragte mich ob der Meister nach meinen Fragen die Karte noch hinzugefügt hatte. Wenn ja war ich ihm dafür dankbar.
Draußen hatte ich ein freundliches kleines Örtchen vor mir, bei dem Kinder genauso wie Hühner über die Hauptstraße liefen und Erwachsene hinter beidem hinterher riefen. In dem Moment stellte sich ein Mann direkt unter meinem Fenster auf die Veranda und rief aus das Vedris der Skalde heute Abend in der Schenke „Zum goldenen Huhn“ auftreten würde. In dem Moment fiel mir auf das ich einen Namen brauchte. Was auch immer das für eine Gesellschaft gewesen sein mochte, es war wohl besser wenn ich den Namen, unter dem sie mich kannten, nicht benutzte. Irgendwie war das Wort Skalde bei mir hängen geblieben und ich drehte es etwas hin und her und kam auf Skadi. Ja, das sollte erstmal reichen.

Also ging ich hinunter und damit in mein neues Leben. Das Leben, an das ich mich auch zukünftig erinnern würde.
Es stellte sich erst mal heraus das „meine Freunde“, die doch sehr besorgt waren weil ich so viel getrunken hatte das ich bewusstlos geworden war, meine Miete für noch einen weiteren Tag bezahlt hatten und dem Wirt auch Geld gaben damit er mir ordentliches Essen servierte, damit ich schnell wieder zu Kräften kam. Und ich erfuhr das ich mich tatsächlich in einer der kleinen Ortschaften befand, die auf der Karte um Riverside eingetragen worden waren. Damit wußte ich wo ich war – jedenfalls so gut wie es jemand halt wußte der von der Welt nur zwei Zimmer an einem unbekannten Ort, ein Wirtshaus und eine Karte kannte. Erst überlegte ich nach Riverside zu gehen, in der Hoffnung das sich dort Leute an mich erinnern würden, aus der Zeit als ich mich dort „durchgeschlagen“ hatte. Aber Vedris der Skalde wollte über die Dörfer fahren und war bereit mich mitzunehmen. Das klang nach einer besseren Idee, denn ich war mir auch noch nicht ganz sicher wie ich mich in einer Stadt zurecht finden sollte, fühlte ich mich doch immer noch wie ein frisch geborener Welpe, der kaum die Augen öffnen konnte. Und dem Skalden fiel es leicht Menschen kennen zu lernen, trotz seines manchmal sehr hitzigen Temperamentes. Und er kannte sehr unterhaltsame Geschichten, wie die, bei der er sich wochenlang davor beschützen konnte von Orcs gegessen zu werden, indem er ihnen immer wieder neue Geschichten erzählte. Ein Wirt erzählte mir das die Geschichte eigentlich alt war, ein junges Mädchen das als Sklavin einem König Geschichten erzählte und der dann einschlief und sie jeden Tag aufs neue verschonte weil er das Ende der Geschichte hören wollte. Aber der Wirt meinte mit den Orcs fände er die Geschichte wesentlich unterhaltsamer. Vedris habe ich das nie erzählt. Er war eigentlich sehr umgänglich aber gerade bei dieser Geschichte beharrte er immer wieder auf ihren Wahrheitsgehalt. Da konnte er erstaunlich wütend werden. Und wenn er erstmal wütend war, konnte er eine erstaunliche Energie entwickeln.
Wie auch immer, während wir über die Dörfer zogen, ich Vedris zuhörte und er mehr und mehr meine Kochkünste zu schätzen lernte, lernte ich möglichst viele Dorfbewohner kennen. In jedem Dorf hoffte ich erneut erkannt zu werden.
Und schließlich war es soweit, wenn auch leider nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Eine ältere Dame hatte mich in dem kleinen Dorf immer wieder gemustert. Einige der älteren Dorfbewohner hatten einen zweiten Blick auf mich geworfen aber keiner hatte mich so taxiert wie diese Frau.
Also ging ich zu ihr, in der Hoffnung mehr zu erfahren. Sie erzählte mir das sie die Hebamme des Ortes sei und nie ein Kind vergessen würde, dem sie auf die Welt geholfen hatte. Und ich würde sie an mehrere dieser Kinder erinnern, allerdings wären die alle tot. Umgekommen in einem Brand auf einer Farm hier in der Nähe. Die Familie lebte abgeschieden, hat hart gearbeitet um die 7 Kinder durch zu bekommen. Dann starb die Mutter im Kindbett des 8. Der Vater war streng und arbeitete noch härter um alle zu versorgen. Er schottete sich von der Dorfgemeinschaft ab, er war ein gut aussehender Mann und konnte die Avancen der unverheirateten oder verwitweten Frauen aus dem Dorf nicht ertragen. Sein ältester Sohn übernahm alle Einkäufe und ähnliches in der Stadt. Er war sehr ruhig aber die Leute mochten ihn durchaus. Er sollte auch einmal den Hof übernehmen. Doch ganz egal wie der Vater sich abrackerte, es reichte vorne und hinten nicht für alle. So suchten sich der 2. und 3. Sohn Karn und Lan in Riverside Arbeit. Die anderen waren noch zu jung, versuchten dem Vater statt dessen auf dem Hof zu helfen.
Mit der Zeit hörte man Geschichten von den Händlern, das Karn und Lan in Riverside regelrechte Schläger geworden sein sollen. Sie sollen sich einer Gruppe angeschlossen haben, die als Schläger gegen Bezahlung durch die Stadt zieht. Manchmal schlagen sie auch so zu, ohne Bezahlung, beraubten ihre Opfer einfach. Dann passierten die Dinge fast gleichzeitig, Karn wurde mit dem Schlägertrupp gefangen genommen, Lan verschwand und das Haus der Familie brannte in der Nacht komplett herunter. Niemand hat überlebt.
Karn ist möglicherweise wieder auf freiem Fuß, man hört aber nichts von ihm. Und von Lan hat man nie wieder was gehört, es war als hätte die Erde ihn verschluckt. Als ich sie fragte an wen dieser jungen Männer ich sie am meisten erinnerte, lachte sie nur. „Das alles ist 10 oder 15 Jahre her, Du bist ein gestandener Mann aber das waren alles Jungs die ich nicht mehr gesehen habe seitdem sie 10 Jahre alt waren, wie gesagt, die Familie schottete sich sehr ab. Aber an den Vater erinnerst Du mich, dem siehst Du irgendwie ähnlich.“ Neugierig sah sie mich an. Aber bisher hatte ich noch niemandem erzählt das ich mich nicht erinnern konnte und ich hatte nicht vor mit ihr anzufangen. „Gibt es hier denn noch jemanden der die Familie besser kannte?“ „Das halte ich für unwahrscheinlich. Und die meisten werden Dir auch nichts erzählen, man redet nicht gern über Tragödien hier. Es ist ein Jammer, die Tochter war das jüngste, gerade mal 7 Jahre alt, als es passiert ist. Aber nach ihren Eltern zu urteilen hätte sie bestimmt viele Verehrer gehabt, wenn sie nur alt genug geworden wäre.“ „Dann waren es alles Jungs, nur eine Tochter?“ „Genau und dabei hat sie die Mutter so sehr eine Tochter gewünscht. Nur leider hat sie die dann nicht mehr überlebt. Sie haben mich zu spät dazu gerufen, die Nachblutungen waren normal als ich ging aber sie müssen noch mal heftiger in der Nacht geworden sein. Als ich am nächsten Tag wieder kam konnte ich nichts mehr tun, ein Jammer. Als die Familie dann auch noch in dem Feuer umkam sprachen die Leute hier auch gerne von einem Fluch. Auch ein Grund warum keiner Dich darauf ansprechen wird. Und die Äcker sind bereits unter den anderen Bauern aufgeteilt, hier wird niemand reden.“ Sie sah ihn traurig an aber dann lächelte sie noch einmal. „Aber es ist schön das ich noch einmal sehen durfte was aus Dir geworden ist, Lan.“ Sie zwinkerte mir zu und ich begriff erst das sie mich mit Namen angesprochen hatte als sie bereits fort war.
Und sie hatte recht, niemand sprach zu mir über die Familie, alle sagten sie könnten sich nicht erinnern und der alten Amme sollte ich ohnehin lieber nicht zuhören, sie wäre schon etwas „wunderlich“.
Nachdem ich also gefunden hatte was ich gesucht hatte trennte ich mich von dem Skalden und machte mich auf nach Riverside, in der Hoffnung meinen Bruder zu finden.
Fast ein Jahr schlug ich mich als Schläger durch, ich galt als sehr fähig aber den meisten paßte es nicht das ich keinen Geschmack an sinnloser Gewalt fand. Schließlich fand ich einen wirklich üblen Trupp, in dem 2 Männer etwas mit dem Namen Kard anfangen konnten. Sie hatten ihn kennen gelernt als er aus dem Knast heraus war. Es stellte sich heraus das er nicht nur eine Schwäche für Gewalt sondern auch für Drogen hatte. Dadurch litten aber seine Kampfesfertigkeiten und nach einem Kampf blieb er tot am Boden liegen. Für die Schläger in dieser Gegend war das nichts ungewöhnlich. Früher oder später blieb jeder auf der Strecke.
Wieder eine Sackgasse, wieder vergebliche Hoffnung. Oft hatte ich in den letzten 1,5 Jahren das Gefühl gehabt verfolgt zu werden, fragte mich ob die Gesellschaft wohl immer noch ein Auge auf mich hatte. Doch mir gab das alles nichts. Ich wollte fort von all der Gewalt und den Erinnerungen, die doch keine wahren. Wie Geister, die sich verflüchtigten, sobald man die Hand danach ausstreckte.
Also beschloß ich nicht einfach nur die Gegend sondern gleich das Land zu verlassen. Fort von all denen, die mehr über mich wissen könnten als ich selbst, mal abgesehen davon das die Idee, zu was für einer Gesellschaft ich da gehört haben mochte, mir nicht besonders gefiel. Was für ein Mensch mag ich gewesen sein. Und was mag mich dazu gemacht haben?
Und so machte ich mich auf, schloß mich einer Karawane an, wechselte diese aber immer mal wieder, alles um möglichst weit in die entgegengesetzte Richtung gehen zu können.
Eines Tages kam ich dann in Zweibrück an, die Stadt war wuselig aber die Leute freundlich. Als erstes kam mir ein Zwerg entgegen und auf meinen überraschten Blick teilte sich sein Gesicht in ein breites Grinsen „Wohl neu in der Gegend was? Willkommen in Zweibrück.“ Damit ging er weiter und ließ mich verdattert mitten auf der Straße stehen. Leise wiederholte ich „Willkommen in Zweibrück.“ und traf in dem Moment die wichtigste Entscheidung meines neuen Lebens, hier würde ich bleiben, hier würde ich mich niederlassen und ein ganz normales Leben als Lan Skadi führen. Keine Geheimnisse, keine toten Verwandten oder Geheimorganisationen, nur ich.
Und Zweibrück hieß mich in der Tat willkommen. Gleich bei der zweiten Gelegenheit, wo ich nach Arbeit fragte, ließ man mich Probearbeiten. Der Bäcker Hubertus hatte seinen Laden direkt am Markt und hatte gerade seinen Lehrjungen raus geschmissen, weil der sich an der Kasse bedient hatte.
Am Anfang war er sehr mißtrauisch, hatte wohl Angst das ich ebenfalls in die Kasse greifen würde. Aber warum ich sollte ich, ich fühlte mich wie im siebten Himmel. Endlich konnte ich nicht einfach nur unterwegs ein kleines Süppchen kochen, nein, hier konnte ich mich in Backwerk richtig austoben. Von Hubertus konnte ich noch einiges lernen aber gleichzeitig war er auch schnell ein Fan meines Nußbrotes. Auch wenn ich fand das es ohne den Geschmack von Bittermandel etwas verlor aber ich hatte noch nichts gefunden was das Gift ersetzten konnte.

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